Rotbauchunke gesichtet!

01. November 2023

Maßnahmen zur Verbesserung der Biotopqualität zeigen erste Ergebnisse. In einem Dorfteich auf der Insel Rügen konnte im Frühjahr 2023 bei einer Kartierung, nach den Maßnahmen, die laut FFH-Richtlinie Anhang II und IV streng geschützte Rotbauchunke neu entdeckt werden.

Dramatischer Rückgang an Amphibien ist bundesweit zu verzeichnen

Im Jahr 2020 startete das BiotopVerbund-Projekt „Landschaft + Menschen verbinden – Kommunen für den bundesweiten Biotopverbund“. In einer der drei Modellregionen des Projekts, auf der Insel Rügen, hat sich Vreni Zimmermann vom Landschaftspflegeverband Rügen e.V. den Dorfteichen gewidmet. Dies ist nötig, da sich viele Dorfteiche auf Rügen in einem schlechten Zustand befinden und zudem auch knapp ein Drittel in den letzten Jahrzehnten verschwunden sind. Ein hoher Nährstoffeintrag verbunden mit einer unzureichenden Pflege führte zu verbuschten und verlandeten Gewässern, die keinen optimalen Lebensraum mehr für Amphibien darstellen.

Zur Info: 40% der heimischen Amphibien sind in ihrem Bestand gefährdet. Beispielsweise ist der Bestand der Rotbauchunke im letzten Jahrhundert in Schleswig-Holstein und Niedersachsen um 60% eingebrochen. Mecklenburg-Vorpommern stellt einen Verbreitungsschwerpunkt dieser Art dar und trägt daher eine besondere Verantwortung zum Erhalt der Art. Der kleine Froschlurch, mit einer Größe von 4,5 bis 5cm, ist vor allem anhand seiner rot gefleckten Unterseite schnell zu erkennen. Diese signalisiert Feinden „Achtung! Ich bin giftig!“. Für Menschen ist die kleine Unke allerdings harmlos.

Amphibien wie die Rotbauchunke sind auf intaktes Gewässernetz in der Landschaft angewiesen, denn sie migrieren nur wenige hundert Meter weit in ihrem Leben. Foto: Dr. Hannes Petrischak.

Amphibien benötigen ein flächendeckendes Netz aus Kleingewässern

Gerade Amphibien wie die Rotbauchunke sind auf ein Netz aus intakten Gewässern angewiesen, da sie nicht weit wandern, meist nur wenige hundert Meter in ihrem Leben. Der Verlust von Kleingewässern durch Verlandung und Verschlammung, Entwässerung der Landschaft, das Umwandeln von Grünland in Ackerland und ein hoher Nährstoffeintrag durch Düngung aber auch Chemikalien zerstören den Lebensraum der Amphibien. Die daraus entstehende Fragmentierung der geeigneten Lebensräume und Isolation der Vorkommen treibt den Rückgang durch genetische Verarmung weiter an.

Rotbauchunken kommen in Deutschland nur im Norden und im Nordosten vor. Neben Überschwemmungsflächen zählen auch Gewässer in der Feldflur zum Lebensraum der Feuerkröte. Die Gewässer sollten wenig Schatten und Flachwasserzonen aufweisen sowie viele Wasserpflanzen, in denen sich die Nahrung der Unke tummeln kann.

Der Verlust von ein Drittel an Kleingewässern auf der Insel Rügen, aber auch der schlechte Zustand der verbliebenen Kleingewässer kann schnell ein lokales Aussterben von Amphibien bedeuten. Foto: Ingolf König.

Maßnahmen im BiotopVerbund-Projekt schlagen sofort an

2021 wurden die Kleingewässer auf Rügen vor den Maßnahmen kartiert, um den Status quo zu ermitteln. Danach erfolgten erste Maßnahmen am Gewässer, beispielsweise das Ausbaggern zur Wiederherstellung einer großen Offenwasserfläche und Entnahme der ca. 20 cm starken Schlammschicht im November 2021. Dabei wurden auch einige Gehölze entfernt, welche das Gewässer stark verschattet haben und für weitere Nährstoffeinträge sorgten. Der Fund der Rotbauchunke in dieser Modellregion in 2023 zeigt uns: Es wurden die richtigen Maßnahmen umgesetzt und sie tragen nach nur so kurzer Zeit direkt Früchte!

Mit weiteren Maßnahmen Ende des Jahres 2023 soll auch das Umfeld aufgewertet werden, um die Lebensraumqualität durch ein Mosaik verschiedener Lebensraumelemente weiter zu verbessern. In Kürze beginnen die Arbeiten zur Anlage von Blühflächen, einem Gehölzsaum aus heimischen Wildobst- und Straucharten (wie beispielsweise Holzapfel, Holunder und Weißdorn) und einer Streuobstwiese, wodurch nicht nur bodennahe Rückzugsräume für Amphibien und Reptilien geschaffen werden, sondern auch Nahrungsgrundlagen und Lebensräume für Insekten, Vögel und Kleinsäuger entstehen.

2021 (vor den Maßnahmen) ist kaum noch eine Gewässerfläche zu sehen. Foto: Vreni Zimmermann.

2023 (nach den Maßnahmen) sind sonnige Wasserflächen ein attraktiver Anlaufpunkt für Amphibien. Foto: Vreni Zimmermann.

Maßnahmen schützen und sichern auch weitere Arten wie Insekten, Vögel und Säugetiere

Projektmanagerin Vreni Zimmermann erklärt: „ Durch diese vielen verschiedenen Elemente entsteht ein intaktes Ökosystem, in welchem beispielsweise Insekten Nahrung finden, welche wiederum selbst Nahrungsquelle für verschiedene Vogelarten oder auch Kleinsäuger wie den Igel sind. Zugleich entstehen Strukturen, die für Amphibien als Winterquartiere dienen. Denn nicht alle Amphibien überwintern im Gewässer und sie sind auch generell ganzjährig auf strukturreiche und möglichst störungsarme Landlebensräume angewiesen.“ Mit diesen Maßnahmen werden hoffentlich auch künftig noch weitere Amphibien ein Zuhause am Pferdeteich Schwarbe finden oder zumindest einen geeigneten Rastplatz auf dem Weg zu weiter entfernten Zielen.

Sie interessieren sich für die Maßnahmen auf der Insel Rügen im Detail? Lesen Sie hier gerne weiter:

Vreni Zimmermann

Weitere Informationen zum Biotopverbund InselBiotope:

Landschaftspflegeverband Rügen e.V.
Vreni Zimmermann
Telefon: 03838 404512
E-Mail: vreni.zimmermann@lpv-ruegen.de