Renaturierung und Umfeldgestaltung Dorfteich Trent

Dorfteich Trent nach Umsetzung der Maßnahmen. Foto: Landschaftspflegeverband Rügen e.V.

Historie

Der Dorfteich Trent befindet sich im Zentrum der Rügener Gemeinde Trent und war schon immer ein Treffpunkt für die Menschen im Dorf. Auf der Wiese im Norden des Teiches finden immer wieder kleine Veranstaltungen der Dorfgemeinde statt, wie etwa Pflanzentauschbörsen oder Kuchenbasare. Früher spielten die Kinder noch am Wasser und holten „Entenflott“ (Wasserlinsen) vom Teich, um damit Zuhause die Gänse zu füttern. Aufgrund der Löschteichnutzung wurde ein umlaufender Zaun errichtet, sodass das Gewässer nicht mehr zugänglich war und mit wachsender Sukzession am Ufer auch bald nicht mehr sichtbar.

Problemdarstellung

Auch wenn kaum zu sehen, so war der Teich doch deutlich zu riechen. Durch eine langjährige Geflügelhaltung am Teich und einen stark überalterten Baumbestand aus nichtheimischen Hybrid-Pappeln und kranken Eschen (Eschentriebsterben), wurden über viele Jahre enorm viele Nährstoffe in den Teich eingebracht. Der Baumbestand an der Südseite sorgte zudem für eine starke Beschattung. Unter diesen Bedingungen bildete sich am Grund des Gewässers eine stellenweise mehr als einen Meter mächtige Schlammschicht, die durch starke Fäulnisprozesse nicht nur für den unangenehmen Geruch sorgte, sondern auch den Sauerstoff im Teich aufzehrte und lebensfeindliche Bedingungen für Flora und Fauna schuf. Im Umfeld sah es kaum besser aus: straff in Form geschnittene Heckenelemente und penibel gemähter Rasen boten nur wenig Lebensraumqualität oder Nahrungsquellen für heimische Tierarten.

Dorfteich Trent vor Beginn der Maßnahmen. Foto: Landschaftspflegeverband Rügen e.V.

Beschreibung der Maßnahme

Um das Biotop wieder in einen Lebensraum und einen wertvollen Trittstein im Biotopverbund auf der Insel Rügen zu verwandeln und zugleich dieses Stück Natur vor der eigenen Haustür wieder für die Anwohner:innen und Besucher:innen sichtbar zu machen, wurden in mehreren Schritten Maßnahmen umgesetzt.

Den Grundstein legten Rodungs- und Gehölzpflegearbeiten im Februar 2022, bei welchen nichtheimische und kranke Gehölze entfernt wurden.  Dabei handelte es sich um Hybrid-Pappeln, Fichten und Lebensbäume sowie vom Eschentriebsterben stark geschädigte und abgängige Eschen. Auch die überalterten und in strenge Form geschnittenen Hecken wurden entfernt. Die alten Kopfweiden erhielten einen fachgerechten Schnitt und wurden wieder „auf Kopf gesetzt“, um ein weiteres Auseinanderbrechen durch zu große Lasten zu verhindern. Durch die Arbeiten wurden Laubeinträge und Schattenwurf auf das Gewässer reduziert und zugleich Platz für Pflanzungen aus heimischen Straucharten mit hohem ökologischem Wert geschaffen.

Seit August 2021 wird der Teich mit dem DRAUSY-System (Kompressor mit patentiertem Systemschlauch) belüftet, was bis Juli 2023 bereits nachweislich zur Reduktion der Schlammschicht am Grund des Gewässers und zur Verbesserung der Wasserqualität führte. Es handelt sich um ein Pilotprojekt zum Erproben der Wirksamkeit der Maßnahme, weshalb jährliche Untersuchungen der Schlammschicht und des Wasserkörpers durchgeführt wurden. Da bei der Untersuchung im Juli 2023 noch immer sehr hohe Phosphor-Werte festgestellt wurden, wird im Winter 2023 eine Nährstofffällung durchgeführt, die den überschüssigen Phosphor bindet und somit das Wachstum von Algen und Wasserlinsen künftig verringert. Durch die bessere Besonnung des Grundes werden sich die Wachstumsbedingungen für submerse Makrophyten, also die dringend benötigten, Sauerstoff produzierenden Unterwasserpflanzen, verbessern, wodurch sich der Teich stabilisieren und wieder einen geeigneten Lebensraum für die aquatische Fauna bieten wird.

Im August und September 2022 erfolgten dann die weiteren Maßnahmen zur naturnahen Umfeldgestaltung. Der Weg zwischen dem Teich und der nördlich gelegenen Grünfläche wurde mit Schotterrasen abgedeckt und durch Eichenspaltholzpfähle auf ein Mindestmaß reduziert, welches zwar noch die Durchfahrt für Müllabfuhr und Rettungskräfte gewährleistet, jedoch keinen Raum mehr für unrechtmäßiges Parken von PKWs lässt. Zugleich sorgte das für eine bessere optische Anbindung beider Bereiche. Auch der Zugang zum Schwarzen Brett der Gemeinde und der frisch aufgestellten Bücher-Telefonzelle wurde über Schotterrasenwege realisiert.

Es wurden rund 1.250 m² Blühwiese (mit Oberbodenaustausch und Ansaat mit zertifiziertem Regio-Saatgut) und auf ca. 300 m² Pflanzungen aus u.a. Wild-Apfel und -Birne, Weißdorn, Hasel, Schlehe, Wild-Rosen und Johannisbeeren angelegt. Neben dem Schwarzen Brett wurde zudem eine „Dorf-Linde“ gepflanzt, eine Sommer-Linde, die künftig als Anker- und Treffpunkt für die Gemeinde dienen soll.

Blühwiese am Dorfteich Trent. Foto: Landschaftspflegeverband Rügen e.V.

Am südöstlichen Gewässerufer wurde ein 20 m² großer Flachwasserbereich ausgehoben und mit großen Steinen versehen, welche besonders gern von Amphibien oder Insekten als Sonnenplätze genutzt werden. Südlich des Gewässers wurde ein Steinhaufen aus groben Betonplatten und Lesesteinen angelegt, sodass nun verschiedene Höhlungen und Spalten für die unterschiedlichen Ansprüche von Amphibien, Reptilien und Insekten vorhanden sind.

Um das Biotop teilweise für Anwohner:innen und Besucher:innen zugänglich zu machen und zugleich geschützte Rückzugsräume für vorkommende Tierarten zu schaffen, wurden die alten Holz- und Metallzäune abgebrochen und durch Staketenzäune ersetzt, die nun Zugang zum neu angelegten Flachwasserbereich bieten.

Im Oktober 2022 wurde gemeinsam mit Grundschulkindern der Gingster Schule (Hortgruppe Trent) eine kleine Pflanzaktion auf der nördlich des Teiches gelegenen Blühwiese durchgeführt, bei der die Kinder bei der Pflanzung mehrerer verschiedener Obstbäume helfen durften. Die so entstandene Streuobstwiese kann künftig von allen Menschen im Dorf genutzt werden.

Zur gezielten Besucherlenkung und Sensibilisierung der Menschen vor Ort wurden im Juni und September 2023 rund um das Gewässer Infotafeln, Bänke und Naturerlebniselemente aufgestellt. Diese Ausstattung lädt dazu ein, das Biotop zu erkunden, zu erleben und sich in der neu geschaffenen Oase zu erholen.

Infotafel mit Informationen zum BiotopVerbund- und dem InselBiotope-Projekt sowie dem Entwurf für den Dorfteich Gingst . Foto: Landschaftspflegeverband Rügen e.V.

Zahlen, Daten, Fakten

Maßnahmentyp: Sanierung und Umfeldgestaltung eines Kleingewässers
Ziellebensraum: Naturnahes Kleingewässer, extensive Blühwiesen, heimische Gehölzflächen, Streuobstwiesen
Größe des Biotops: Wasserfläche: ca. 564 m²

Umfeld: ca. 4.650 m²

Umsetzungszeitpunkt: Biologische Entschlammung: seit August 2021

Rodungs- und Gehölzpflegearbeiten: Februar 2022

Naturnahe Umfeldgestaltung und Anlage Lebensraumelemente: August 2022 – Mai 2023

Infotafeln: Juni 2023

Naturerlebniselemente: September 2023

Nährstofffällung: November / Dezember 2023

Kooperationspartner: Gemeinde Trent
Kosten: Biologische Entschlammung inkl. Kauf Drausy-System und Baustrom bis November 2023: 22.162,04 € inkl. MwSt.

Rodungs- und Gehölzpflegearbeiten: 12.660,47 € inkl. MwSt.

Naturnahe Umfeldgestaltung und Anlage Lebensraumelemente: 46.750,94 € inkl. MwSt.

Infotafeln und Bank: 2.465,22 € inkl. MwSt.

Naturerlebniselemente: 2.720,34 € inkl. MwSt.

Nährstofffällung: 2.023,00 € inkl. MwSt.

Gesamt: 88.782,01 € inkl. MwSt.

Ort: Trent, Insel Rügen, Mecklenburg-Vorpommern

Rahmenbedingungen

Die Maßnahmen fanden im Rahmen des Projekts „InselBiotope – Kleingewässer als Trittsteine im Biotopverbund auf der Insel Rügen“ statt, welches Teil des Biotopverbund-Projekts „Landschaft + Menschen verbinden – Kommunen für den bundesweiten Biotopverbund“ ist und über das Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert wird.

Vor Umsetzung der ersten Maßnahmen wurden ausführliche Gespräche mit der Gemeinde geführt und eine Nutzungsvereinbarung geschlossen, in welcher sich die Gemeinde bereit erklärt, die kommunalen Flächen für das Projekt zur Verfügung zu stellen und nach Abschluss des Projektes die fachgerechte Pflege des Biotops zu übernehmen. Der nach den Wünschen der Gemeinde und den naturschutzfachlichen Ansprüchen erstellte Entwurf wurde mit einem Gemeinderatsbeschluss bestätigt. Für die Rodungsarbeiten war eine entsprechende Genehmigung vom Amt West-Rügen einzuholen.

Kontakt

Vreni Zimmermann

Landschaftspflegeverband Rügen e.V.
Vreni Zimmermann
Telefon: 03838 404512
E-Mail: vreni.zimmermann@lpv-ruegen.de