Renaturierung und Umfeldgestaltung Mönchsoll Patzig
Mönchsoll Patzig nach Umsetzung der Maßnahmen. Foto: Landschaftspflegeverband Rügen e.V.
Historie
Das Mönchsoll befindet sich am Rande der Rügener Gemeinde Patzig und liegt an einer beliebten Spazier- und Wanderroute in Richtung der nahegelegenen Hügelgräber. Die große Wiese auf der anderen Seite der Straße wird als Bolzplatz genutzt, direkt dahinter liegt die DRK Förderschule. Wie wenig Wertschätzung dem Gewässer bislang entgegen gebracht wurde, sieht man an den vielen Müllablagerungen am Ufer und im Wasser.
Problemdarstellung
Auch wenn das Gewässer selbst in einem recht guten Zustand ist, so sah es im Umfeld ganz anders aus. Die alten Kopfweiden am Ufer wurden schon seit Jahrzehnten nicht mehr gepflegt, was nicht nur im Hinblick auf Schattenwurf und Laubeintrag ins Gewässer ein Problem darstellte, sondern auch die alten Bäume selbst gefährdete. Denn unter der zunehmenden Last der Kronen drohten die „Köpfe“ der Weiden auseinander zu brechen, zum Teil war das sogar bereits passiert. Was dazu führen kann, dass der gesamte Baum auseinanderbricht und schlussendlich droht, verloren zu gehen. Dabei handelt es sich bei den höhlenreichen Altbäumen um äußerst wertvolle Habitatelemente. Denn in den Höhlungen im Stamm bieten sich Nist- und Schlafplätze für verschiedene Vogelarten und Fledermäuse und im alten Holz finden zahlreiche Insekten Nahrung und Lebensraum. Die Grünflächen auf der anderen Straßenseite waren ebenfalls in keinem guten Zustand. In der Gehölzfläche an der Straße waren viele der heimischen Zitter-Pappeln bereits abgestorben oder zumindest durch eine unbekannte Krankheit stark geschwächt. Die angrenzende Wiesenfläche drohte von Brombeere völlig überwuchert zu werden, weshalb diese mit intensiver Pflege in Schach gehalten werden musste.
Mönchsoll Patzig vor Beginn der Maßnahmen. Foto: Landschaftspflegeverband Rügen e.V.
Beschreibung der Maßnahme
Um das Biotop wieder in einen Lebensraum und einen wertvollen Trittstein im Biotopverbund auf der Insel Rügen zu verwandeln und zugleich die Wertschätzung der Anwohner:innen und Besucher:innen für dieses Stück Natur vor der eigenen Haustür wiederherzustellen, wurden in mehreren Schritten Maßnahmen umgesetzt.
Den Grundstein legten Rodungs- und Gehölzpflegearbeiten im Februar 2022, bei welchen nichtheimische und kranke Gehölze entfernt wurden. Dabei handelte es sich um Fichten sowie die kranken Zitter-Pappeln, welche stark geschädigt und zum Teil bereits abgängig waren. Die stark wuchernden Brombeeren wurden entfernt, sodass Platz für eine Streuobstwiese gewonnen wurde. Die alten Kopfweiden entlang der Ufer erhielten einen fachgerechten Schnitt und wurden wieder „auf Kopf gesetzt“, um ein weiteres Auseinanderbrechen durch zu große Lasten zu verhindern. Durch die Arbeiten wurden Laubeinträge und Schattenwurf auf das Gewässer reduziert.
Im Oktober und November 2022 erfolgten dann die weiteren Maßnahmen zur naturnahen Umfeldgestaltung. Zur gezielten Besucherlenkung wurden Wege aus Schotterrasen angelegt, die es den Menschen ermöglicht, abseits der Straße zum Mönchsoll zu gelangen. Es wurden rund 1.265 m² Blühwiese (mit Oberbodenaustausch und Ansaat mit zertifiziertem Regio-Saatgut) und auf ca. 390 m² Pflanzungen aus u.a. Wild-Apfel und -Birne, Weißdorn, Hasel, Schlehe, Wild-Rosen und Johannisbeeren angelegt. Teil der Pflanzungen waren auch Alleebäume (Winter-Linden und Silber-Weiden in Kopfform) an der Straße als Ersatzpflanzungen für die im Februar gerodeten Bäume.
Schüler:innen schmücken während der Pflanzaktion die frisch gepflanzten Obstbäume mit Weihnachtsbaumkugeln. Foto: Landschaftspflegeverband Rügen e.V.
Nordwestlich des Gewässers wurde ein Stein- und Totholzhaufen aus Lesesteinen und grobem Schnittwerk von den Gehölzpflegemaßnahmen angelegt, sodass nun verschiedene Höhlungen und Spalten für die unterschiedlichen Ansprüche von Amphibien, Reptilien und Insekten vorhanden sind.
Im November 2022 wurde gemeinsam mit Schüler:innen der DRK Förderschule eine Pflanzaktion auf der Fläche zwischen Mönchsoll und Schule durchgeführt, bei der die Jugendlichen bei der Pflanzung mehrerer verschiedener Obstbäume helfen durften. Die so entstandene Streuobstwiese kann künftig von den Schüler:innen und allen Menschen im Dorf genutzt werden.
Zur gezielten Besucherlenkung und Sensibilisierung der Menschen vor Ort wurden im Juni und September 2023 im Umfeld des Gewässers Infotafeln, Bänke und Naturerlebniselemente aufgestellt. Diese Ausstattung lädt dazu ein, das Biotop zu erkunden, zu erleben und sich in der neu geschaffenen Oase zu erholen.
Infotafel mit Informationen zur Streuobstwiese. Foto: Landschaftspflegeverband Rügen e.V.
Zahlen, Daten, Fakten
Maßnahmentyp: | Sanierung und Umfeldgestaltung eines Kleingewässers |
Ziellebensraum: | Extensive Blühwiesen, heimische Gehölzflächen, Streuobstwiesen |
Größe des Biotops: | ca. 13.650 m² |
Umsetzungszeitpunkt: | Rodungs- und Gehölzpflegearbeiten: Februar 2022 Naturnahe Umfeldgestaltung und Anlage Lebensraumelemente: August 2022 – Mai 2023 Infotafeln & Bank: Juni 2023 Naturerlebniselemente: September 2023 |
Kooperationspartner: | Gemeinde Patzig |
Kosten: | Rodungs- und Gehölzpflegearbeiten: 20.836,67 € inkl. MwSt. Naturnahe Umfeldgestaltung und Anlage Lebensraumelemente: 42.709,7 € inkl. MwSt. Infotafeln und Bank: 2.030,34 € inkl. MwSt. Naturerlebniselemente: 2.915,50 € inkl. MwSt. Gesamt: 68.492,21 € inkl. MwSt. |
Ort: | Patzig, Insel Rügen, Mecklenburg-Vorpommern |
Rahmenbedingungen
Die Maßnahmen fanden im Rahmen des Projekts „InselBiotope – Kleingewässer als Trittsteine im Biotopverbund auf der Insel Rügen“ statt, welches Teil des Biotopverbund-Projekts „Landschaft + Menschen verbinden – Kommunen für den bundesweiten Biotopverbund“ ist und über das Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert wird.
Vor Umsetzung der ersten Maßnahmen wurden ausführliche Gespräche mit der Gemeinde geführt und eine Nutzungsvereinbarung geschlossen, in welcher sich die Gemeinde bereit erklärt, die kommunalen Flächen für das Projekt zur Verfügung zu stellen und nach Abschluss des Projektes die fachgerechte Pflege des Biotops zu übernehmen. Der nach den Wünschen der Gemeinde und den naturschutzfachlichen Ansprüchen erstellte Entwurf wurde mit einem Gemeinderatsbeschluss bestätigt. Für die Rodungsarbeiten war eine entsprechende Genehmigung von der Unteren Naturschutzbehörde einzuholen.
Weitere Informationen zum Biotopverbund InselBiotope:
Landschaftspflegeverband Rügen e.V.
Telefon: 03838 404512
E-Mail: poststelle@lpv-ruegen.de