Renaturierung und Umfeldgestaltung Dorfteich Gingst

Dorfteich Gingst nach Umsetzung der Maßnahmen. Foto: Landschaftspflegeverband Rügen e.V.

Historie

Der Dorfteich Gingst (Wehnerteich) befindet sich im Zentrum der Rügener Gemeinde Gingst und war früher ein Treffpunkt für die Menschen im Dorf. Historische Aufnahmen des Teiches zeigen eine große Wasserfläche mit angrenzenden Wiesenflächen, die nördlich gelegene kommunale Straße wird von einer alten Allee begleitet. Ein starker Kontrast zu dem Bild, welches sich zu Beginn des Projektes bot. Denn im Laufe der Jahre wurde in das Gewässer und dessen Umfeld eingegriffen: die Fläche sowohl des Gewässers als auch des Umfeldes wurde stark reduziert, der Altbaumbestand fehlt heute und aufgrund der Nutzung als Löschteich wurde entlang der Straße ein Zaun errichtet.

Dorfteich Gingst vor Beginn der Maßnahmen. Foto: Landschaftspflegeverband Rügen e.V.

Problemdarstellung

In der Konkurrenz um Flächen musste die Natur gegenüber Wohnraum oder Landwirtschaft häufig zurücktreten. Besonders Siedlungsgrün ging im Zuge von Nachverdichtung zur Wohnraumgewinnung verloren und durch intensive Pflege und Verwendung nichtheimischer Pflanzenarten wurde die Lebensraumqualität stark reduziert. Ein Schicksal, welches auch dem Wehnerteich zuteilwurde. Zu Beginn des InselBiotope-Projektes war das Biotop durch Arten- und Strukturarmut gekennzeichnet. Es fanden sich kurz gemähter Rasen, welcher weder als Nahrungsgrundlage noch als Lebensraum dienen konnte und immergrüne, nichtheimische Gehölze, welche kaum ökologischen Wert hatten und für starke Verschattung sorgten. Aufgrund des Zauns war das Gewässer auch für den Menschen zur Naherholung nicht nutzbar und im Dorfbild regelrecht unsichtbar.

Beschreibung der Maßnahme

Steg am Dorfteich Gingst. Foto: Landschaftspflegeverband Rügen e.V.

Um das Biotop wieder in einen Lebensraum und einen wertvollen Trittstein im Biotopverbund auf der Insel Rügen zu verwandeln und zugleich dieses Stück Natur vor der eigenen Haustür wieder für die Anwohner:innen und Besucher:innen sichtbar zu machen, wurden in mehreren Schritten Maßnahmen umgesetzt.

Den Grundstein legten Rodungsarbeiten im Januar 2022, bei welchen die nichtheimischen Gehölze entfernt wurden. Dabei handelte es sich maßgeblich um Fichten, welche zum Teil auch schon an Vitalität eingebüßt hatten. Dadurch wurde der Schattenwurf auf das Gewässer reduziert und zugleich Platz für Pflanzungen aus heimischen Straucharten mit hohem ökologischem Wert geschaffen.

Im März 2022 folgte das Einbringen von Effektiven Mikroorganismen zur Reduktion der Schlammschicht am Grund des Gewässers und zur Verbesserung der Wasserqualität. Es handelt sich um ein Pilotprojekt zum Erproben der Wirksamkeit der Maßnahme, weshalb noch bis nach Projektende ein Monitoring zur Untersuchung der weiteren Entwicklung des Gewässers läuft. Außerdem wurde in einem etwas störungsärmeren Bereich eine zehn Meter lange Benjeshecke als Rückzugsraum für verschiedenste Tierarten angelegt.

Um das Biotop teilweise für Anwohner:innen und Besucher:innen zugänglich zu machen und dem starken Wunsch der Gemeinde nach einem Rundweg entgegen zu kommen, wurde im Mai 2022 ein Steg an der Engstelle im Westen des Gewässers angelegt. Hier kann man nicht nur wunderbar das Gewässer beobachten, sondern auch interessante Infos über den Lebenszyklus von Libellen nachlesen, welcher auf mehreren kleinen Klapptafeln am Geländer des Stegs dargestellt ist.

Im August und September 2022 erfolgten dann die weiteren Maßnahmen zur naturnahen Umfeldgestaltung. Der Steg wurde durch einen Schotterrasenweg ergänzt, sodass man nun wie früher um den Teich herum gehen kann. Es wurden rund 250 m² Blühwiese (mit Oberbodenaustausch und Ansaat mit zertifiziertem Regio-Saatgut) und auf ca. 280 m² Pflanzungen aus u.a. Wild-Apfel und -Birne, Weißdorn, Hasel, Schlehe, Wild-Rosen und Johannisbeeren angelegt. Am nördlichen Gewässerufer wurde ein 25 m² großer Flachwasserbereich ausgehoben und mit großen Steinen versehen, welche besonders gern von Amphibien oder Insekten als Sonnenplätze genutzt werden. Südlich des Gewässers wurde ein Steinhaufen aus groben Betonplatten und Lesesteinen angelegt, sodass nun verschiedene Höhlungen und Spalten für die unterschiedlichen Ansprüche von Amphibien, Reptilien und Insekten vorhanden sind.

Zur gezielten Besucherlenkung und Sensibilisierung der Menschen vor Ort wurden im Juni und September 2023 rund um das Gewässer Infotafeln, Bänke und Naturerlebniselemente aufgestellt. Diese Ausstattung lädt dazu ein, das Biotop zu erkunden, zu erleben und sich in der neu geschaffenen Oase zu erholen.

Infotafel mit Informationen zum BiotopVerbund- und dem InselBiotope-Projekt sowie dem Entwurf für den Dorfteich Gingst . Foto: Landschaftspflegeverband Rügen e.V.

Zahlen, Daten, Fakten

Maßnahmentyp: Sanierung und Umfeldgestaltung eines Kleingewässers
Ziellebensraum: Naturnahes Kleingewässer, extensive Blühwiesen, heimische Gehölzflächen
Größe des Biotops: Wasserfläche: ca. 585 m²

Umfeld: ca. 1.790 m²

Umsetzungszeitpunkt: Rodungsarbeiten: Januar 2022

Biologische Entschlammung: März 2022

Anlage Steg: Mai 2022

Naturnahe Umfeldgestaltung und Anlage Lebensraumelemente: März 2022 – September 2022 – Dezember 2023 (Restarbeiten)

Infotafeln: Juni 2023

Kooperationspartner: Gemeinde Gingst
Kosten: Rodungsarbeiten: 2.686,21 € inkl. MwSt.

Biologische Entschlammung: 15.315,30 € inkl. USt.

Steg und Bänke: 13.090 € inkl. MwSt.

Naturnahe Umfeldgestaltung und Anlage Lebensraumelemente: 17.700,98 € inkl. MwSt.

Infotafeln: 2.743,28 € inkl. MwSt.

Naturerlebniselement: 1.332,80 € inkl. MwSt.

Gesamt: 52.868,57 € inkl. MwSt

Ort: Gingst, Insel Rügen, Mecklenburg-Vorpommern

Rahmenbedingungen

Die Maßnahmen fanden im Rahmen des Projekts „InselBiotope – Kleingewässer als Trittsteine im Biotopverbund auf der Insel Rügen“ statt, welches Teil des Biotopverbund-Projekts „Landschaft + Menschen verbinden – Kommunen für den bundesweiten Biotopverbund“ ist und über das Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert wird.

Vor Umsetzung der ersten Maßnahmen wurden ausführliche Gespräche mit der Gemeinde geführt und eine Nutzungsvereinbarung geschlossen, in welcher sich die Gemeinde bereit erklärt, die kommunalen Flächen für das Projekt zur Verfügung zu stellen und nach Abschluss des Projektes die fachgerechte Pflege des Biotops zu übernehmen. Der nach den Wünschen der Gemeinde und den naturschutzfachlichen Ansprüchen erstellte Entwurf wurde mit einem Gemeinderatsbeschluss bestätigt. Für die Rodungsarbeiten sowie das Einbringen der Mikroorganismen waren entsprechende Genehmigungen vom Amt West-Rügen sowie der Unteren Natur- und Wasserschutzbehörde einzuholen.

Kontakt

Vreni Zimmermann

Landschaftspflegeverband Rügen e.V.
Vreni Zimmermann
Telefon: 03838 404512
E-Mail: vreni.zimmermann@lpv-ruegen.de