Neue Gehölze für das Vechte-Ufer – Pflanzaktionen in der Grafschaft

07. Februar 2023

Es wurde wieder fleißig gepflanzt. Im Januar führte die Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim gemeinsam mit ehrenamtlich Engagierten Pflanzaktionen in Nordhorn, Emlichheim, Ohne und Samern durch. Insgesamt fast 200 Weiden und 500 Schwarzerlen wurden auf einer Gesamtstrecke von 1.250 m im Böschungsbereich der Vechte angepflanzt.

Nachdem im vergangenen Winter bereits erfolgreich Pflanzaktionen in Quendorf und Nordhorn-Hesepe stattgefunden haben, rief die Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim erneut zur Bepflanzung des Vechte-Ufers auf. Die in Abstimmung mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) ausgewählten Uferabschnitte befanden sich in Nordhorn, Echteler (Samtgemeinde Emichheim), Emlichheim sowie im Grenzbereich der Gemeinden Ohne und Samern.

Tatkräftige Unterstützung bekam die Naturschutzstiftung von Mitgliedern lokaler Umwelt- und Naturschutzvereine, der Natur-AG des Gymnasiums Emlichheim sowie ehrenamtlich Engagierten der Gemeinden.

Die zu bepflanzenden Teilstrecken wurden im Vorfeld abgesteckt. So konnten sich die Freiwilligen entlang des Ufers verteilen und selbständig mit der Pflanzung beginnen. Foto: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim.

Vier Termine – 57 Engagierte – 675 Pflanzen

Den Start für die Pflanzsaison machten am 3. Dezember 2022 Mitglieder der BUND Kreisgruppe Grafschaft Bentheim, des Imkervereins Emlichheim sowie des Bündnis 90 / Die Grünen Ortsverbands Emlichheim zusammen mit der offenen Gruppe des Grünen Ortsverbands in Echteler.

Die zweite Pflanzaktion erfolgte am 10. Januar 2023 zusammen mit der Natur-AG des Gymnasiums Emlichheim. Für die SchülerInnen reite sich die Bepflanzung des nahegelegenen Vechteufers in eine Reihe von Naturschutzaktionen im direkten Umfeld der Schule ein.

In der Nähe des Klosters Frenswegen in Nordhorn trafen sich am 14. Januar erneut Mitglieder der BUND Kreisgruppe Grafschaft Bentheim und des Bündnis 90 / Die Grünen Ortsverbands Nordhorn. Mit dabei waren außerdem Nordhorn nachhaltig e.V., das Bürgerforum Nordhorn e.V. sowie der Sportfischerverein Nordhorn e.V..

Am 28. Januar fand eine letzte Pflanzaktion in den Gemeinden Ohne und Samern statt. Diese wurde von Mitgliedern des Angelsportvereins Schüttorf e.V. und der BUND Kreisgruppe Grafschaft Bentheim sowie weiteren Freiwilligen der Gemeinde Ohne, darunter auch die Bürgermeisterin Charlotte Ruschulte, begleitet.

Nach getaner Arbeit kamen alle HelferInnen der Pflanzaktion in Ohne/Samern zu einem Gruppenbild zusammen. Abgerundet wurde der gemeinsame Vormittag anschließend mit Kaffee und Brötchen. Foto: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim.

Was muss bei einer Uferbepflanzung beachten werden?

Geeignete Gehölze auswählen

Bei der Auswahl von Gehölzen ist entscheidend, dass es sich um standortgerechte, heimische Arten aus gesicherter Herkunft handelt. Im Fall einer Uferbepflanzung ist klar: was hier wachsen soll, muss Nasse Füße und hin und wieder auch eine komplette Überflutung vertragen.

Als Arten der Weichholzaue sind Weiden und Erlen perfekt an diese Bedingungen angepasst. So besitzt die Schwarzerle (Alnus glutinosa) sogenannte Lentizellen an der Stammbasis und an den Oberflächennahen Wurzeln. Mithilfe dieser Poren werden die Wurzeln der Schwarzerle trotz des nassen Untergrundes mit genügend Luft versorgt.

Frisch gepflanzt ist die Schwarzerle (Alnus glutinosa) eher unscheinbar. Später lässt sie sich gut an ihren dunklen, zapfenartigen Früchten erkennen. Foto: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim.

Die Weide (Salix spec.) zeichnet sich hingegen durch eine enorme Regenerationsfähigkeit aus. Wird sie während eines Hochwassers beschädigt, so treibt sie einfach wieder neu aus. Dieses Phänomen nennt man Stockausschlag.

Es gibt viele verschiedene Weidenarten. Ihr gemeinsames Erkennungsmerkmal sind die weichen Blütenstände, die als Weidenkätzchen bekannt sind. Foto: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim.

Praktische Umsetzung

Wurden geeignete Gehölzarten für die Pflanzaktion ausgewählt, können die etwa 1-1,5 m großen Pflanzen in der Baumschule erworben werden. Bis kurz vor dem Einpflanzen sollte darauf geachtet werden, dass die Wurzeln der Jungbäume gut verpackt und somit vor Austrocknung geschützt sind.

Dann ist der Einsatz von Spaten und festem Schuhwerk gefragt. Die Erlen und Weiden sollten im zwei Meter Abstand, jeweils in Gruppen der gleichen Baumart, möglichst nah an den Gewässerrand gesetzt werden. Ein kurzes Eintunken der Wurzeln in das Gewässer erleichtert den Pflanzen außerdem den Start an ihrem neuen Standort.

Um die Wurzeln der Jungbäume vor Austrocknung zu schützen, sind sie bis zur Pflanzung in Tüten verpackt. Foto: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim.

Strukturvielfalt schaffen und erhalten

Wo verschiedene Strukturen vorhanden sind, finden sich auch viele unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten. Die Etablierung von Ufergehölzen an Fließwässern dient daher nicht nur der Steigerung der Strukturvielfalt, sondern auch der Artenvielfalt. Es gilt jedoch, nicht zu vergessen, dass die Pflanzung von Gehölzen nicht sinnvoll ist, wenn dadurch andere wertvolle Strukturen verloren gehen.

Schilf-dominierte Uferbereiche stellen z.B. für den Schilfrohrsänger oder die Rohrammer einen unverzichtbaren Lebensraum dar. Steile Uferbereiche oder Abbruchkanten dienen hingegen als Bruthabitat für den Eisvögel oder die Uferschwalbe, die ihre Brutröhre gerne in unbewachsene Steilhänge graben. Solche Uferbereiche sollten demnach von einer Bepflanzung ausgenommen werden.

In einigen Jahren werden die neu gepflanzten Erlen und Weiden sich fest in der Uferböschung verwurzelt haben und auf diese Weise zum Erosions- und Hochwasserschutz beitragen. Foto: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim.

Verschiedene Bedürfnisse berücksichtigen

Nicht nur die Ansprüche verschiedener Tierarten sollten berücksichtigt werden, sondern auch die Bedürfnisse der ProjektpartnerInnen und AnwohnerInnen vor Ort. So freuen sich die Angelvereine über Lücken in der Pflanzstrecke, damit auch sie von den neuentstehenden Strukturen profitieren können.

Zu einem strukturreichen Flussufer gehören neben Gehölzvorkommen auch Abbruchkanten und Schilfbestände. Je mehr unterschiedliche Strukturen zur Verfügung stehen, desto mehr Arten finden einen geeigneten Lebensraum. Foto: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim.

Beispielsweise in Bereichen von Stromschnellen, die aufgrund der schnelleren Fließgeschwindigkeit und des höheren Sauerstoffgehalts des Wassers einen besonderen Anziehungspunkt für Fische darstellen, kann auf eine Bepflanzung verzichtet werden. So bleibt auch Spazierenden der Blick auf das wellenschlagende Wasser erhalten.

Fische halten sich gerne an kleineren Stromschnellen wie dieser auf, da das Wasser dort reicher an Sauerstoff ist. Foto: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim.

Zahlen, Daten, Fakten: Der Aktions-Steckbrief

Maßnahme: Pflanzaktion
Ziel: Strukturanreicherung des Vechte-Ufers zur Förderung der Biodiversität
Größe: 1.250 m Pflanzstrecke
Umsetzung: Dezember 2022 bis Januar 2023
Kooperationspartner: BUND Kreisgruppe Grafschaft Bentheim, Sportfischerverein Nordhorn e.V., Angelsportvereins Schüttorf e.V., Imkervereins Emlichheim, Bündnis 90 / Die Grünen Ortsverbände Emlichheim und Nordhorn, Nordhorn nachhaltig e.V., das Bürgerforum Nordhorn e.V., Natur-AG Gymnasium Emlichheim
Kosten: ca. 1255 € für Pflanzmaterial und Verpflegung der Teilnehmer:innen

Wenn auch Sie Lust haben, Flüsse in ihrer Kommune durch Uferpflanzungen ökologisch aufzuwerten, werden Sie aktiv! Bei Fragen komme Sie gerne auf die Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim zu.

Ihr Kontakt zum Teilprojekt BioGraf

Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim
Christian Kerperin (Dipl. Ing.)
Telefon: 05921 96-1622
E-Mail: christian.kerperin@grafschaft.de

Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim
Cornelia Riechert
Telefon: 05921-961620
E-Mail: cornelia.riechert@grafschaft.de