Neuanlage und Optimierung von Gewässern in der Vechteaue

08. Dezember 2023

Bereits im Frühjahr dieses Jahres fanden mehrere Gewässermaßnahmen auf Grünlandflächen in der Vechteaue in Engden, Lage und am Lamberg in Emlichheim statt. In den letzten Wochen folgte nun die Anlage und Optimierung weiterer Kleingewässer und Blänken in Engden und Neerlage sowie in der Denne in Emlichheim.

Den Biotopverbund in der Vechteaue verbessern

Früher konnte die Vechte natürlich fließen. Hochwasser überflutete häufig die ganze Aue und Lebensräume wie Blänken oder Kleingewässer entwickelten sich ständig dynamisch – neue Gewässer entstanden, alte Gewässer veränderten sich. Heute ist die Vechte jedoch so ausgebaut, dass Überschwemmungen nur noch selten vorkommen. In Folge dessen wird die Vechteaue auch nicht länger durch natürliche Kräfte gestaltet und Tiere und Pflanzen, die auf sich verändernde Biotope angewiesen sind, verlieren ihren Lebensraum.

Abbildung 1. Blänken sind temporär wasserführende flache Mulden. Wiesenvögel finden in den feuchten Uferbereichen Nahrung wie Würmer, Schnecken oder Insektenlarven. Foto: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim.

Mit den Gewässermaßnahmen in der Vechteaue möchte die Naturschutzstiftung die einst natürlichen Vorgänge in der Vechteaue nun durch die naturnahe Anlage und Optimierung von Blänken und Kleingewässern nachempfinden. Auf diese Weise kann ein wichtiger Beitrag zum Biotopverbund entlang der Vechte geleistet werden, da durch die Anlage von Gewässern neue Lebensräume entstehen, die von Tieren wie Vögeln, Amphibien oder Insekten, aber auch von Pflanzen als „Trittsteine“ genutzt werden können, um sich in der Vechteaue auszubreiten. Die Pflege bereits vorhandener Gewässer spielt in diesem Zusammenhang eine ebenso wichtige Rolle, denn wächst ein Gewässer zu oder verschlammt, kann es seine Aufgabe als Lebens,- Nahrungs- oder Fortpflanzungsraum für gewässergebundene Arten nicht mehr ausreichend erfüllen.

Bagger schaffen neue Lebensräume

Die Gewässerbauarbeiten wurden im März sowie von Ende September bis Mitte Oktober 2023 durchgeführt. Insgesamt entstanden hierbei acht neue Blänken und vier neue Kleingewässer. Außerdem wurden vier vorhandene Blänken und zwei Kleingewässer revitalisiert. Sowohl für die Revitalisierung als auch für die Herstellung der Gewässer kamen Bagger und Dumper zum Einsatz.

Bild 2: Nach der Räumung kann diese kleine Blänke in Engden wieder von Wiesenvögeln und Insekten genutzt werden. Foto: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim.

 

Die zugewachsenen Gewässer wurden mithilfe des Baggers von Gehölzen freigestellt und entschlammt, indem die vorhandene Vegetation mitsamt einer ca. 20 cm dicken Schlammschicht am Gewässerboden und -ufer abgetragen wurde.

Für die Herstellung der 1.250 – 2.000 m² großen Blänken wurden jeweils ca. 800 – 1.200 m³ Boden so ausgehoben, dass flache Mulden mit einer maximalen Tiefe von 1,4 m und flach auslaufenden Uferböschungen entstanden. Die neuen Kleingewässer wurden indes mit Flächengrößen von 300 – 400 m² sowie einer maximalen Tiefe von 2,5 m und variierenden Uferböschungen angelegt. Nach Abschluss der Bauarbeiten wurden die Gewässersaum-bereiche mit Regio-Saatgut eingesät, um die Begrünung der Flächen, die im Überschwemmungsgebiet der Vechte liegen, vor dem Winter sicherzustellen und so die Gefahr von Erosion zu verhindern.

Bild 3: Drei Graureiher und zwei Kiebitze haben den im Frühjahr neugeschaffenen Lebensraum am Lamberg in Emlichheim bereits entdeckt.  Foto: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim.

Die Anlage und Optimierung von Gewässern stellen wirksame Maßnahmen dar, die im Idealfall auch schon kurz nach Umsetzung Erfolg haben können. So hat sich bereits in diesem Frühjahr im Umfeld der neuen Blänke am Lamberg in Emlichheim ein Kiebitzpaar angesiedelt – in diesem Gebiet seit Jahren der erste Nachweis dieser Art. Vielleicht werden auch die anderen neuen Blänken schon in diesem Winter von durchziehenden oder überwinternden Vögeln zur Nahrungssuche oder zur Rast aufgesucht – die ersten Bekassinen konnten bereits beobachtet werden. Und mit etwas Glück lassen sich dann auch dort im nächsten Frühjahr wieder Arten wie der Kiebitz bei der Brut beobachten.

Zahlen, Daten, Fakten: Der Maßnahmen-Steckbrief

Maßnahmentyp: Herstellung und Optimierung von Kleingewässern
Ziellebensraum: Naturnahe Blänken und Kleingewässer
Größe des Biotops: 11.650 m² (Neuanlage), 3.990 m² (Optimierung)
Umsetzungszeitpunkt: März und September/Oktober 2023
Kooperationspartner: Untere Wasserbehörde, Flächenpächter
Kosten: brutto ca. 105.000 €

Kontakt

Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim
Christian Kerperin (Dipl. Ing.)
Telefon: 05921 96-1622
E-Mail: christian.kerperin@grafschaft.de

Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim
Cornelia Riechert
Telefon: 05921-961620
E-Mail: cornelia.riechert@grafschaft.de