Natur-AG pflanzt Blühhecke aus heimischen Wildsträuchern in Emlichheim

29. März 2023

Anfang des Jahres legte die Natur-AG des Gymnasiums Emlichheim unter Anleitung von MitarbeiterInnen der Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim eine Blühhecke auf einer Gemeindefläche zwischen Schule und Vechte in Emlichheim an. In wenigen Jahren werden die neugepflanzten Wildsträucher etlichen Tieren wie Vögeln, Schmetterlingen und anderen Insekten als Lebensraum und Nahrungsquelle dienen.

Das Wetter spielte wieder einmal mit, als sich die Natur-AG des Gymnasiums Emlichheim unter der Betreuung von Christian Kühlenborg nach dem Unterricht zu einer weiteren Aktion mit der Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim zusammenfand. Geplant war diesmal die Anlage einer Blühhecke aus heimischen Wildsträuchern am östlichen Rand des Sportplatzes.

Bevor die SchülerInnen mit der praktischen Arbeit beginnen durften, wurde zunächst über die vielfältigen Funktionen und Nutzen gesprochen, die eine Hecke mit sich bringt. Dann taten sich die SchülerInnen in kleinen Gruppen zusammen und suchten sich jeweils eine von acht verschiedenen Straucharten aus.

Nun konnte es endlich losgehen. Mit großem Eifer wurden Kreuzdorn, Holunder, Pfaffenhütchen und Co. in geringem Abstand in den vorbereiteten Boden gepflanzt. Die Bearbeitung des Bodens wurde zuvor von der Gemeinde Emlichheim übernommen. So entstand in kurzer Zeit eine mehrreihige, etwa 5 m breite Hecke, an der sich bald nicht nur die SchülerInnen der Natur-AG, sondern auch eine Vielzahl an Tieren erfreuen dürfte.

Die Natur-AG des Gymnasiums Emlichheim nach erfolgreicher Pflanzung der neuen Blühhecke. Foto: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim

Hecken erfüllen viele wichtige Funktionen in unserer Landschaft

Früher dienten Hecken dazu, das freiweidende Vieh von den Äckern fernzuhalten und erfüllten damit praktisch die Funktion eines Zauns. Auch heute stellen Hecken noch wichtige Elemente in unserer Kulturlandschaft dar.

So nützen sie der Landwirtschaft, da sie einen natürlichen Schutz gegen Wind und Erosion darstellen. Denn durch ihre Barriere-Wirkung kann verhindert werden, dass fruchtbarerer Ackerboden leicht mit dem Wind abgetragen oder bei starkem Niederschlag weggeschwemmt wird.

Hecken sind nicht nur schöne, sondern auch nützliche Bestandteile unserer Kulturlandschaft. Foto: Annette Dombrowski-Blanke.

Hecken haben außerdem einen positiven Einfluss auf das Mikroklima. Auch hier kann die Landwirtschaft profitieren. Äcker, die von Hecken umgeben sind, sind besser vor Austrocknung geschützt, da hier die Bodenfeuchte länger erhalten bleibt.

An heißen Sommertagen halten sich außerdem Tiere sowie Menschen gerne in der Umgebung von schattenspenden Hecken auf. In der kalten Jahreszeit hingegen freuen sich Tiere und Menschen über ein windgeschütztes Plätzchen. Vor allem wärmeliebende Tierarten wie Schmetterlinge suchen im Frühjahr oder früh morgens gerne besonnte Hecken auf, da diese sich im Vergleich zur Umgebung stärker erwärmen.

Weidenblüten versorgen Bienen schon früh im Jahr mit Nektar. Foto: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim.

Ein Zuhause für Schmetterlinge und Vögel

Schmetterlinge nutzen Hecken nicht nur als Rückzugsort, um sich dort aufzuwärmen, zur Blütezeit besuchen sie die heimischen Wildsträucher auch zur Nektaraufnahme. Einige Schmetterlingsarten sind sogar auf ganz bestimmte Gehölzarten spezialisiert. Das bedeutet, sie legen ihre Eier bevorzugt oder ausschließlich an diesen Pflanzen ab.

Die später schlüpfenden Raupen ernähren sich dann von dieser Pflanze, bis sie sich verpuppen und schließlich zu einem neuen Schmetterling werden. Der Nierenfleck-Zipfelfalter, der durch das hell leuchtende Orange seiner Flügel und den kleinen Zipfel am Rand des Hinterflügels auffällt, nutzt z.B. die Schlehe besonders gerne zur Eiablage. Der seltenere Kreuzdorn-Zipfelfalter ist dagegen, wie sein Name schon verrät, auf das Vorkommen von Kreuzdorn angewiesen, um sich fortpflanzen zu können.

Die Raupe des Nierenfleck-Zipfelfalters ernährt sich von Schlehen-Blättern, der erwachsene Falter trinkt indes besonders gerne die als Honigtau bekannten Ausscheidungen von Blattläusen. Foto: Sven Philipper.

Für Vögel stellen Hecken ebenfalls einen wichtigen Lebensraum dar. Zur Paarungszeit dienen sie den Vogelmännchen als Singwarte, von wo aus sie Vogelweibchen anlocken und ihr Revier gegenüber Rivalen verteidigen. Das vor Feinden geschützte Innere einer Hecke eignet sich besonders gut für den anschließenden Nestbau und die Brut, während aus der Hecke herausragende Äste als Ansitz für die Jagd nach Insekten genutzt werden können.

Der Neuntöter nutzt hierbei seine ganz eigene Strategie zum Sammeln seiner Beute. Gefangene Insekten spießt er auf die Dornen von Weißdorn oder Schlehe auf. Ab dem Spätsommer tragen viele Heckengehölze außerdem schmackhafte Früchte und Samen, die den Vögeln als Nahrung dienen.

Neben Schmetterlingen und Vögeln dienen Hecken noch vielen weiteren Tierarten als Lebensraum, Nahrungsquelle oder Wanderkorridor zwischen verschiedenen Lebensräumen.

Die Blüten des Weißdorns werden auch von Rosenkäfern besucht. Foto: Ronja Pigorsch.

Hecken anlegen kurz erklärt

Die Anlage einer Hecke sollte in den feuchteren Monaten von Herbst bis zum Frühjahr erfolgen, wenn geeignete Startbedingungen für die Pflanzen herrschen. Damit die Hecke zukünftig vielen Blütenbesuchern als Nahrung dienen kann, sollte zudem ein sonniger Standort gewählt werden.

Vor der Pflanzung muss die Fläche entsprechend vorbereitet werden, indem die Grasnarbe entfernt und der Boden gelockert wird. Die einzelnen Pflanzen werden anschließend in geringem Abstand von etwa einem Meter oder enger in mehrere Reihen gesetzt. Die dichte Bepflanzung stellt sicher, dass später keine Lücken in der Hecke entstehen, sollten einzelne Pflanzen absterben. Eine gewisse Breite der Hecke ist zudem wichtig, damit im Innern ein geschützter Bereich entstehen kann.

Darüber hinaus sollte bei der Platzierung der verschiedenen Gehölzarten in der Hecke auf die Himmelsrichtung geachtet werden. Damit alle Sträucher genügend Sonne abbekommen, empfiehlt es sich, höhere Sträucher nach hinten bzw. auf die nördliche Heckenseite zu pflanzen, während kleinwüchsigere Sträucher vorne bzw. auf der südlichen Heckenseite wachsen sollten.

Die verschiedenen Sträucher werden in Gruppen in den vorbereiteten Boden gesetzt. Foto: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim.

Die richtige Pflege ist entscheidend

Damit eine Hecke sich schön entwickelt und all ihre Funktionen erfüllen kann, ist die richtige Pflege entscheidend. Harte und häufige Rückschnitte sollten vermieden werden, damit Heckensaum und -mantel, also die äußeren, niedrigeren Bereiche der Hecke, erhalten bleiben. Stattdessen können Hecken alle 10-15 Jahre auf den Stock gesetzt werden. Dieser Eingriff mag zwar radikal erscheinen, ist jedoch für die Verjüngung der Hecke unerlässlich.

Durch den tiefen Schnitt werden das Wachstum sowie die Bildung von Blüten und Früchten neu angeregt und die Hecke bleibt im Innern dicht, anstatt abzusterben. Befinden sich in der Hecke auch größere Bäume, dürfen diese als Überhälter stehen bleiben. Allerdings darf das auf den Stock setzten nur außerhalb der Brutzeit von Anfang November bis Ende Februar erfolgen. Außerdem sollte diese Pflegemaßnahme nur abschnittsweise durchgeführt werden, damit den Tieren, die in der Hecke leben, immer ein Teil ihres Lebensraums erhalten bleibt.

Wer seine Hecke im eigenen Garten auch häufiger einkürzen möchte, sollte stärkere Schnitte möglichst vermeiden und lediglich einen leichten Pflegeschnitt durchführen. Dabei sollte die Hecke im Vorfeld auf Heckenbrüter kontrolliert und die Pflegearbeiten im Fall einer Brut auf den Herbst verschoben werden

Hundsrosen sind eine Zierde für jeden Garten und dienen zugleich vielen Insekten- und Vogelarten als Lebensraum. Foto: Ronja Pigorsch.

Zahlen, Daten, Fakten: Der Aktions-Steckbrief

Aktionstyp: Pflanzaktion
Zielgruppe: Schüler:innen
Umsetzung: Februar 2023
Kooperationspartner: Gemeinde Emlichheim, Gymnasium Emlichheim
Kosten: 300€ für Pflanzen, 500€ Bodenvorbereitung

Sie haben Fragen zur Organisation einer Pflanzaktion? Dann melden Sie sich bei der Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim!

Ihr Kontakt zum Teilprojekt BioGraf

Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim
Christian Kerperin (Dipl. Ing.)
Telefon: 05921 96-1622
E-Mail: christian.kerperin@grafschaft.de

Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim
Cornelia Riechert
Telefon: 05921-961620
E-Mail: cornelia.riechert@grafschaft.de