Anlage einer Biotoplandschaft am Flüthewehr im Süden der Stadt Göttingen, Niedersachsen

Biotoplandschaft in Göttingen 2022. Foto: Sartorius AG.
Historie
Die umgestaltete Fläche mit der Größe von ca. 16 – davon ca. 12 ha Ackerland – ha liegt südlich vom Flüthewehr beidseitig des Flusses Leine.
Das bisher intensiv genutzte Ackerland wird aktuell in einen vielfältigen Lebensraum verwandelt und flussbegleitend für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten aufgewertet. Im Fokus stehen Eisvogel, Flussregenpfeifer, Amphibien, Insekten und viele weitere Artengruppen. Für Naturbegeisterte sollen etwa 100 Meter Holzsteg, ein Beobachtungspunkt und Informationselemente entstehen. Um der Natur im Zentrum des Biotops Ruhe zu ermöglichen, wird zudem ein alter Wirtschaftsweg entlang des Leineufers nach Osten verlagert.
Der Naturraum entsteht im Rahmen der Nachhaltigkeitsprogramme von Sartorius, der Life Science Konzern übernimmt auch die Kosten in Höhe von mehr als einer Million Euro. Neben der Stadt Göttingen, welche die Initiierung und Realisierung des Projektes gefördert und unterstützt sowie die Fläche zur Verfügung gestellt hat, ist auch die Heinz Sielmann Stiftung aus Duderstadt an dem Projekt beteiligt und hat die Koordination der Maßnahmen übernommen.

Eine Zielart im neu angelegten Göttinger Biotop stellt der Eisvogel dar. Foto: Thomas Hinsche.
Problemdarstellung
Die Idee der Anlage eines Biotops im Raum von Göttingen entstand aufgrund des persönlichen Engagements des CEO von Sartorius, Dr. Joachim Kreuzburg. Anlass war keine Notwendigkeit im Sinne einer Auflage, die Maßnahme durchzuführen, sondern eine persönliche Überzeugung, der Natur etwas zurückzugeben.
Angesichts der Intensivierung der Landwirtschaft, des enormen Flächenverbrauchs auch durch Unternehmen und des Klimawandels sind solche Projekte überall in Deutschland wünschenswert und auch dringend nötig, um flächendeckend Biotopstrukturen zum Erhalt der Artenvielfalt zu schaffen und diese nachhaltig im Sinne einer Biotopverbunds miteinander zu vernetzen.

Spatenstich für Biotoplandschaft am Göttinger Flüthewehr gemeinsam mit Sartorius Dr. Martina Koch (Projektkoordinatorin Heinz Sielmann Stiftung) Florian Presting (Head of Environment, Health, Safety & Security, Facility Management & General Services, Sartorius AG) Gudrun Friedrich-Braun (Fachdienst: Stadtgrün und Umwelt Stadt Göttingen). Foto: Marco Bühl / Bildkraftwerk.
Beschreibung der Maßnahmen
Für die Anlage einer Flutrinne mit Mulden und Senken, mehrerer Flachwassertümpel und eines Teichs wurden seit August 2021 Erdarbeiten mit Bodenaushub durchgeführt. Weiterhin werden: das Ufer entsteint, Strömungslenker eingebaut, eine Spundwand für den Schwimmbalken am neuen Standort eingebaut und am alten Standort demontiert, sowie neue Durchlässe für den Anschluss des Landwehrgrabens an die Leine eingebaut.
Zusätzlich wird ein neuer Wirtschaftsweg inkl. Wendeplatz für Betriebsfahrzeuge des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz gebaut, wobei der alte Wirtschaftsweg entlang des Flusses Leine rückgebaut wird. Für die Anlage eines Stegs, eines Beobachtungsturms, von Liegen, Fahrradständern, Infoschildern und Interaktionsstationen entlang der Wanderwege werden aktuell Fundamentbau- und Holzarbeiten durchgeführt.

Neu angelegte Flutrinne im Biotop am Flüthewehr im Herbst 2021. Foto: Büro für Freiraumplanung.
Zahlen, Daten, Fakten
Maßnahmentyp: | Neuanlage Feuchtbiotop |
Ziellebensraum: | Auwald, Flutrinne, Flachwassertümpel, Stillgewässer, Randstrukturen, extensives Grünland |
Größe des Biotops: | ca. 16 ha |
Umsetzungszeitpunkt: | Umsetzung ab August 2021 (Spatenstich am 16.08.2021) |
Kooperationspartner: | Sartorius AG, Stadt Göttingen und Heinz Sielmann Stiftung |
Kosten: | ca. 1,5 Mio. € Brutto |
Ort: | 51.509643591544034, 9.922468906249524 |
Rahmenbedingungen

Neu angelegter Wanderweg im Biotop am Flüthewehr im Süden Göttingens. Foto: Büro für Freiraumplanung.
Auf Initiative des Life-Science-Konzerns Sartorius und unter Koordination der Heinz Sielmann Stiftung aus Duderstadt entsteht bis Frühjahr 2022 ein vielfältiges Feuchtbiotop südlich des Flüthewehrs, in Nähe zum Naherholungsgebiet Kiessee.
Die Stadt Göttingen stellt für das Projekt eine etwa 16 Hektar große Fläche am Fluss Leine zur Verfügung, die bisher überwiegend durch eine intensivere landwirtschaftliche Nutzung geprägt war. Weitere Kooperationspartner sind der Leineverband e. V. und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz.
Flächen am Flüthewehr vor (links) und nach (rechts) der Anlage der Biotoplandschaft. Fotos: Sartorius AG.
Ein Teil der Fläche befindet sich auf Kreisgebiet. Die Leine teilt das Areal in zwei gleichmäßige Abschnitte, die einen ökologisch vielfältigen Lebensraum für seltene und gefährdete Tiere wie Amphibien und Vögel bieten sollen.
Im Rahmen der Maßnahmenumsetzung werden in enger Zusammenarbeit mit dem Leineverband unter anderem ein Weichholz-Auwald, eine Flutrinne mit Mulden und Senken als Elemente des Auenreliefs, mehrere Flachwassertümpel, ein Teich und extensives Grünland geschaffen. Für interessierte Bürgerinnen und Bürger ist ein Erlebnisweg mit Vogelbeobachtungsturm und Steg geplant.

Fertiggestellter Beobachtungsturm. Foto: Bundesfoto / Karsten Socher Fotografie.
Entwicklungen im Biotop
In dem noch jungen Biotop wurden bereits Paare von Flussregenpfeifern und Rebhühnern gesichtet. Das ist besonders erfreulich, da die Zahl der Flussregenpfeifer in Niedersachsen merklich zurückgegangen ist. Auch die Rebhuhn-Population ist weiter rückläufig und der Fortbestand erheblich bedroht.

Rebhühner konnten in der neu angelegten Biotoplandschaft in Göttingen gesichtet werden. Foto: Christian Gelpke.
Zur Entwicklung von naturnahem Grünland sind Zwergzeburinder (Bos taurus indicus) im Einsatz. Sie nehmen das noch gewöhnungsbedürftige Nahrungsangebot der Flächen gut an und fressen auch die sich vermehrt ausbreitenden Disteln. Die Zebus sind grundsätzlich sehr genügsam in Bezug auf ihre Nahrung und sie weiden auch Ampfer, Brombeere und Brennnessel ab. Langfristig helfen die Rinder, die Landschaft vor einer Verbuschung zu bewahren.

Durch das geringe Gewicht und die Trittsicherheit der Zwergzebus verursachen sie kaum Flurschäden. Foto: Dr. Jörg Müller.
Der Sartorius-Film zum Feuchtbiotop in Göttingen
Kontakt

Heinz Sielmann Stiftung
Dr. Martina Koch
Projektmanagerin Naturnahe Firmengelände & Biodiversitätsprojekte
Tel.: +49 5527 914-431
E-Mail.: martina.koch@sielmann-stiftung.de