Anlage einer Biotoplandschaft am Flüthewehr im Süden der Stadt Göttingen, Niedersachsen

Biotoplandschaft in Göttingen 2022. Foto: Sartorius AG.

Historie

Die umgestaltete Fläche mit der Größe von ca. 16, davon ca. 12 ha Ackerland, liegt südlich vom Flüthewehr beidseitig des Flusses Leine.

Das bislang intensiv genutzte Ackerland wurde, beginnend im August 2021, in nur wenigen Monaten in einen vielfältigen Lebensraum verwandelt und flussbegleitend für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten aufgewertet. Im Fokus standen hierbei Eisvogel, Flussregenpfeifer, Amphibien, Insekten und viele weitere Artengruppen. Für Naturbegeisterte entstanden etwa 100 Meter Holzsteg, ein Beobachtungspunkt und Informationselemente. Um der Natur im Zentrum des Biotops Ruhe zu ermöglichen, ist zudem ein alter Wirtschaftsweg entlang des Leineufers nach Osten verlagert worden.

Der neue Naturraum wurde im Rahmen der Nachhaltigkeitsprogramme von Sartorius entwickelt. Der Life Science Konzern übernahm hierfür die Kosten in Höhe von mehr als einer Million Euro. Neben der Stadt Göttingen, welche die Initiierung und Realisierung des Projektes förderte und unterstützte sowie die Fläche zur Verfügung stellte, war auch die Heinz Sielmann Stiftung aus Duderstadt an dem Projekt beteiligt und hatte die Koordination der Maßnahmen übernommen.

Eine Zielart im neu angelegten Göttinger Biotop stellt der Eisvogel dar. Foto: Thomas Hinsche.

Problemdarstellung

Die Idee der Anlage eines Biotops im Raum von Göttingen entstand aufgrund des persönlichen Engagements des CEO von Sartorius, Dr. Joachim Kreuzburg. Anlass war keine Notwendigkeit im Sinne einer Auflage, die Maßnahme durchzuführen, sondern eine persönliche Überzeugung, der Natur etwas zurückzugeben.

Angesichts der Intensivierung der Landwirtschaft, des enormen Flächenverbrauchs auch durch Unternehmen und des Klimawandels sind solche Projekte überall in Deutschland wünschenswert und auch dringend nötig, um flächendeckend Biotopstrukturen zum Erhalt der Artenvielfalt zu schaffen und diese nachhaltig im Sinne eines Biotopverbunds miteinander zu vernetzen.

Spatenstich für Biotoplandschaft am Göttinger Flüthewehr gemeinsam mit Sartorius Dr. Martina Koch (Projektkoordinatorin Heinz Sielmann Stiftung) Florian Presting (Head of Environment, Health, Safety & Security, Facility Management & General Services, Sartorius AG) Gudrun Friedrich-Braun (Fachdienst: Stadtgrün und Umwelt Stadt Göttingen). Foto: Marco Bühl / Bildkraftwerk.

Beschreibung der Maßnahmen

Für die Anlage einer Flutrinne mit Mulden und Senken, mehrerer Flachwassertümpel und eines Teichs fanden seit August 2021 Erdarbeiten mit Bodenaushub statt. Weiterhin wurden: das Ufer entsteint, Strömungslenker eingebaut, eine Spundwand für den Schwimmbalken am neuen Standort eingebaut und am alten Standort demontiert, sowie neue Durchlässe für den Anschluss des Landwehrgrabens an die Leine eingebaut.

Zusätzlich wurde ein neuer Wirtschaftsweg inkl. Wendeplatz für Betriebsfahrzeuge des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz angelegt, wobei der alte Wirtschaftsweg entlang des Flusses Leine rückgebaut wurde. Ein angelegter Steg, ein errichteter Beobachtungsturm, Liegen, Fahrradständer und Infoschilder entlang der Wanderwege machen seit Einweihung das Biotop für Besucherinnen und Besucher erlebbar und sorgen gleichzeitig für eine gezielte Besucherlenkung um auch der Natur ihren Raum und ihre Ruhe zu geben.

 Flutrinne im Biotop am Flüthewehr. Foto: Mathias Siebner.

Zahlen, Daten, Fakten

Maßnahmentyp: Neuanlage Feuchtbiotop
Ziellebensraum: Auwald, Flutrinne, Flachwassertümpel, Stillgewässer, Randstrukturen, extensives Grünland
Größe des Biotops: ca. 16 ha
Umsetzungszeitpunkt: Umsetzung ab August 2021 (Spatenstich am 16.08.2021)
Kooperationspartner: Sartorius AG, Stadt Göttingen und Heinz Sielmann Stiftung
Kosten: ca. 1,5 Mio. € Brutto
Ort: 51.509643591544034, 9.922468906249524

Rahmenbedingungen

Infotafel am Wanderweg im Biotop am Flüthewehr im Süden Göttingens. Foto: Karsten Socher.

Auf Initiative des Life-Science-Konzerns Sartorius und unter Koordination der Heinz Sielmann Stiftung aus Duderstadt ist in nur wenigen Monaten ein vielfältiges Feuchtbiotop südlich des Flüthewehrs, in Nähe zum Naherholungsgebiet Kiessee, enstanden.

Die Stadt Göttingen stellte für das Projekt eine etwa 16 Hektar große Fläche am Fluss Leine zur Verfügung, welche bisher überwiegend durch eine intensivere landwirtschaftliche Nutzung geprägt war. Zu den Kooperationspartnern im Projekt gehörten weiterhin der Leineverband e. V., der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz und der Landkreis Göttingen.

Flächen am Flüthewehr vor (links) und nach (rechts) der Anlage der Biotoplandschaft. Fotos: Sartorius AG.

Die Leine teilt das Areal in zwei gleichmäßige Abschnitte, die einen ökologisch vielfältigen Lebensraum für seltene und gefährdete Tiere wie Amphibien und Vögel ermöglichen.

Im Rahmen der Maßnahmenumsetzung wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Leineverband unter anderem ein Weichholz-Auwald, eine Flutrinne mit Mulden und Senken als Elemente des Auenreliefs, mehrere Flachwassertümpel, ein Teich und extensives Grünland geschaffen. Der fertiggestellte Erlebnisweg mit Vogelbeobachtungsturm und Steg wird von den Besucherinnen und Besuchern sehr gut angenommen.

Fertiggestellter Beobachtungsturm. Foto: Bundesfoto / Karsten Socher Fotografie.

Entwicklungen im Biotop

In dem noch jungen Biotop wurden bereits Paare von Flussregenpfeifern und Rebhühnern gesichtet. Das ist besonders erfreulich, da die Zahl der Flussregenpfeifer in Niedersachsen merklich zurückgegangen ist. Die Bedingungen im Biotop sind inzwischen sogar so gut, dass die – in Niedersachsen als gefährdet eingestuften – Rebhühner hier erfolgreich ihren Nachwuchs großziehen konnten.

Rebhühner in der neu angelegten Biotoplandschaft im Süden von Göttingen. Foto: Mathias Siebner.

Zur Entwicklung von naturnahem Grünland werden aktuell Zwergzebu-Rinder (Bos taurus indicus) eingesetzt. Sie nehmen das noch gewöhnungsbedürftige Nahrungsangebot der Flächen gut an und fressen auch die sich vermehrt ausbreitenden Disteln. Die Zebus sind grundsätzlich sehr genügsam in Bezug auf ihre Nahrung und sie weiden auch Ampfer, Brombeere und Brennnessel ab. Langfristig werden die Rinder helfen, die Landschaft vor einer Verbuschung zu bewahren.

Durch das geringe Gewicht und die Trittsicherheit der Zwergzebus verursachen sie kaum Flurschäden. Foto: Dr. Jörg Müller.

Der Sartorius-Film zum Feuchtbiotop in Göttingen

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Kontakt

Heinz Sielmann Stiftung
Dr. Martina Koch
Projektmanagerin Naturnahe Firmengelände & Biodiversitätsprojekte
Tel.: +49 5527 914-431
E-Mail.: martina.koch@sielmann-stiftung.de

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