Ein Zuhause für Sommerboten

17. September 2021

Innerhalb einer kleinen Maßnahme wurden Mehlschwalben-Nisthilfen an Brücken im Vechtetal aufgehängt. Eine Beobachtung aus dem letzten Sommer war ausschlaggebend für diese Maßnahme – am unteren Seitenteil einer neu errichteten Brücke über die Dinkel klebten die lehmigen Überreste eines Schwalbennestes.

Das Nest selbst lag auf den Steinen darunter. Anscheinend haben die Jungvögel den Ausflug aus dem Nest geschafft, aber sicher weiß man es nicht. Jedenfalls war die Brücke anscheinend zu glatt, das Nest ist abgefallen.

Glatte Brücken können Schwalben zum Verhängnis werden

Die Dinkelbrücke in Lage. Foto: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim.

Eine Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Natur und Landschaft von Elle & Nagel (2020)* bestätigte, dass Flussbrücken geeignete Standorte für Brutkolonien der Mehlschwalbe sein können und dass künstliche Nisthilfen eine Alternative bei zu glatten Brücken darstellen.

Die Auswahl geeigneter Brücken

Hier hing das Schwalbennest unter der Brücke. Foto: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim.

Daher wurden in der Grafschaft Bentheim zunächst zwei Flussbrücken ausgewählt, die nun mit jeweils drei Doppelnisthilfen aus wetterbeständigem Holzbeton ausgestattet werden. Bei der Auswahl der Brücken wurde darauf geachtet, dass die Brücke die richtige Höhe hat, keine Leitungen unter der Brücke durchführen, die sich Nesträuber als Laufwege zu nutzen machen könnten und das die Umgebung naturnah ist, so dass die Schwalben auch genug Futter finden können.

Außerdem wurde das Einvernehmen mit dem Brückeneigentümer hergestellt. Weitere Brücken sollen folgen, um so zum Biotopverbund für die Mehlschwalben im Vechte- und Dinkeltal beizutragen.

Gefährdete Lehm-Künstler

Mehlschwalben-Nisthilfe aus Holzbeton. Foto: Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim.

Mehlschwalben sind echte Sommerboten: die 13 – 15 cm großen Vögel mit der markanten dunkelblau-weißen Zeichnung und dem gegabelten Schwanz überwintern in Afrika und kommen etwa im Mai zurück nach Europa. Sie sind eigentlich Felsbrüter und nutzen deshalb gern die Außenseiten von Gebäuden und ebene auch Brücken zum Brüten. Allerdings macht es die moderne Architektur den Schwalben oft unmöglich, ihre Nester zu bauen.

Ihr Nest bauen sie aus ca. 1,5 kg Lehm, der in einzelnen kleinen Klümpchen kunstvoll zusammengesetzt wird. Mehlschwalben ernähren sich von Fluginsekten wie Mücken und Fliegen.

Zahlen, Daten, Fakten: Der Maßnahmen-Steckbrief

Maßnahmetyp: Aufhängung von Nisthilfen als Artenschutzmaßnahme
Zielart: Mehlschwalbe (Delichon urbicum)
Umsetzung: Herbst/ Winter 2021
Kooperationspartner: Stadt Nordhorn, Gemeinde Ohne
Kosten: 30 € pro Nisthilfe
Einbau ca. 150 €/h für eine/n Facharbeiter/in mit Hubsteiger

Sie interessieren sich für die Anbringung von Nistkästen? Dann melden Sie sich bei der Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim!

Ihr Kontakt zum Teilprojekt BioGraf

Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim
Christian Kerperin (Dipl. Ing.)
Telefon: 05921 96-1622
E-Mail: christian.kerperin@grafschaft.de

Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim
Cornelia Riechert
Telefon: 05921-961620
E-Mail: cornelia.riechert@grafschaft.de

Quelle

* Elle, O. & Nagel, V. (2020): Brücken als konfliktarme Standorte für kompensatorische Maßnahmen des Artenschutzes – dargestellt am beispiel der Mehlschwalbe (Delichon urbicum) im Moseltal. Natur und Landschaft, 95. jahrgang (2020), Heft 12, S. 532- 537.